
Foto: Thomas Ulrich
2. Philharmonisches Konzert / Fixpunkte
Leitung: Daniel Geiss
Sopran: Diana Schnürpel
Norddeutsche Philharmonie Rostock
Richard Strauss: Metamorphosen Es-Dur für 23 Solo-Streicher (1945)
Oliver Gruhn: Sommerliebe Orchesterliederzyklus / Nach Texten von Hermann Hesse und Ricarda Huch (2014)
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67
Oliver Gruhn: Sommerliebe Orchesterliederzyklus / Nach Texten von Hermann Hesse und Ricarda Huch (2014)
Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 5 c-Moll op. 67
So klopft das Schicksal an die Pforte, soll Beethoven über den mottohaften Beginn seiner Fünften geäußert haben - ob wahr oder Legende, bei diesem Werk wird es schicksalhaft, politisch und revolutionär. Sie gilt als formvollendet und in ihrer Gestaltung vollkommen: als Urbild einer Symphonie. Wohl deshalb kreist sie seit Beethovens Gedenkjahr 1977 an Bord einer Raumsonde durch das Universum, als menschliche Sternstunde auf einer vergoldeten Schallplatte konserviert für künftiges oder außerirdisches Leben. Ist Beethovens Symphonie im Umfeld der napoleonischen Kriege entstanden, schrieb Richard Strauss seine Metamorphosen vor 80 Jahren, kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs. Unter dem Eindruck der in Schutt und Asche liegenden Städte, besonders des zerbombten Münchens, komponierte er dieses expressive Spätwerk, einen Klagegesang für 23 Solo-Stimmen.
Vor der Pause sind mit der Sopranistin Diana Schnürpel Orchesterlieder des Posaunisten und Komponisten Oliver Gruhn zu hören, die er zum Zyklus Sommerliebe zusammengefügt hat. Neubrandenburgs Generalmusikdirektor Daniel Geiss wird dabei erstmals am Rostocker Dirigentenpult stehen.
Vor der Pause sind mit der Sopranistin Diana Schnürpel Orchesterlieder des Posaunisten und Komponisten Oliver Gruhn zu hören, die er zum Zyklus Sommerliebe zusammengefügt hat. Neubrandenburgs Generalmusikdirektor Daniel Geiss wird dabei erstmals am Rostocker Dirigentenpult stehen.
Interview mit Oliver Gruhn
Seit 1988 ist Oliver Gruhn als stellvertretender Solo-Posaunist, zeitweise auch als Solo-Posaunist, bei der Norddeutschen Philharmonie Rostock tätig. Der gebürtige Berliner studierte an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in seiner Heimatstadt, aber nicht nur Posaune sondern auch Komposition, und vertiefte seine Studien später an der HFMT Hamburg. Neben seiner Musikertätigkeit am Orchester trat er schon bald auch als Komponist an die Öffentlichkeit, mit ersten Stücken für sein Instrument, mit Kompositionen für die BigBand der HfM Berlin, mit kammermusikalischen und groß angelegten symphonischen Stücken, Filmmusik und vom Jazz beeinflusster Musik bis hin zur Oper und vor allem mit dem Orchesterlied. Seit einigen Jahren gewann er mit seinen Liedern und Zyklen zahlreiche Kompositionspreise bei bedeutenden internationalen Wettbewerben. Die Werke erklingen bei verschiedenen Konzerten und erschienen auf CD, u.a. Sommerliebe, Der König ohne Land und Brennendes Herz sowie die Gruhn´schen Orchestrierungen zweier Lieder von Richard Strauss.
Sie sind als stellvertretender Solo-Posaunist bei der Norddeutschen Philharmonie Rostock engagiert und gleichzeitig auch als Komponist tätig. Was bewog Sie dazu, als Orchestermusiker zu komponieren?
Oliver Gruhn: Musik zu erfinden hat mich schon immer interessiert. Das beschäftigt mich schon seit meiner frühesten Jugend und unterliegt einem gewissen Selbstverständnis. Der Kreis schloss sich schon bei meinem Musikstudium, wo ich parallel Posaune und Komposition studiert habe. Allerdings ist Komponieren recht unabhängig vom Beruf des Orchestermusikers, hat aber den großen Vorteil, dass man im Orchester in der Regel nur die Musik spielt und hört, die sich auf Grund ihrer Qualität durch die Jahrhunderte durchgesetzt hat. Das birgt enormes Lernpotential, vor allem der Frage auf den Grund zu gehen, was rein kompositorisch ein Orchester im Innersten zusammenhält.
Wie würden Sie Ihren Kompositionsstil beschreiben? Gibt es spezielle Einflüsse, die für Sie wichtig sind? Haben Sie spezielle Vorbilder?
Meinen Stil würde ich auf jeden Fall als zeitgenössisch bezeichnen, ohne die Tradition zu vergessen und mit einer starken Ausprägung von Melodik und Harmonie.
Mich hat besonders die deutsche Linie der Musikkultur geprägt. Ein paar Komponisten zu nennen, würde denen nicht gerecht werden, die ich hier weglassen müsste. Sehr wichtig sind für mich der verborgene Schalk Bachs, die Leichtigkeit Mozarts und der Melodien- und Einfallsreichtum bei Richard Strauss, und natürlich dessen Instrumentationskünste, die sich ja auch noch weiter entwickeln lassen. Nicht zu vergessen Brahms, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Schubert, die auch allesamt großartige Liedkomponisten sind.
Sie haben viele Orchesterlieder komponiert. Wie kam es dazu? Ist das Orchesterlied Ihre bevorzugte Werkgattung?
Das Orchesterlied ist in der Tat meine bevorzugte Gattung. Lied und Singen haben mich schon immer interessiert. Ich glaube auch, dass Singen ein dem Menschen innewohnendes Bedürfnis ist. Sehr zeitig kam ich in den Sog der Orchesterlieder von Strauss, Mahler, Duparc, Berg, Braunfels, Sommer, Massenet, die Liste wäre noch lang. Diese unterschätze Gattung birgt unerwartet viel Potential.
Das Orchesterlied birgt den Vorteil eine in sich geschlossene Form zu sein, es ist wie eine kleine Szene einer Oper, für die es allerdings in der Regel keines weiteren Kontextes bedarf. Man kann den Himmel für ein paar Minuten öffnen und wieder schließen.
Um welche Themen geht es Ihnen bei Ihrem Liedzyklus Sommerliebe? Wie kam es zur Auswahl der Gedichte?
In der Sommerliebe geht es sowohl um den Sommer, als auch um die Liebe und die Liebe zum Sommer. Es ist eine musikalische Feier dieser Dinge. Als für meine Orchesterlieder zu deren Entstehungszeit bevorzugter Dichter bietet Hermann Hesse in seiner Lyrik zu diesen Themen einiges an. Die Gedichte fügten sich fast von allein zu einer dramaturgischen Linie. Die Zeilen von Ricarda Huch haben das Bild nur noch abgerundet.
In den Gedichten Hesses von 1933 lässt sich durchaus ein Gefühl der Unsicherheit und der dunklen Vorahnungen gegenüber einer im Umbruch stehenden Welt spüren und ein Versuch, mit Hoffnung und Bildern von Frieden und Schönheit dagegen zu halten. Haben Sie dabei spezielle kompositorische Mittel benutzt, um das musikalisch auszudrücken?
Der arkadische Gedanke ist ja nichts Ungewöhnliches. Seit Jahrhunderten streben die Menschen in der Kunst nach diesem Mythos. In meiner Musik geht das mit dem Finden eines gemeinsamen Klanges von Stimme und Orchester einher, dem man sich beim Hören beugen kann und der es schafft, dieses Ideal zu transportieren. Das funktioniert aus meiner Sicht gerade beim Lied am besten mit einer Melodie und mit warmen, einladenden Klängen des Orchesters. Die Kunst hat meiner Meinung nach auch die Aufgabe, den Blick für das kostbare Schöne zu schärfen. Das wird aktuell gern vergessen.
Welches Gefühl begleitet Sie, wenn mit Ihrem Orchester eigene Werke aufgeführt werden?
Es ist schon ein besonderer Moment, die eigene Musik mit dem Orchester zu hören, in dem ich selbst weit über 30 Jahre arbeite. Da ich die meisten Kollegen sehr lange kenne, hat das Musizieren hier einen durchaus persönlichen Charakter.
Sie sind als stellvertretender Solo-Posaunist bei der Norddeutschen Philharmonie Rostock engagiert und gleichzeitig auch als Komponist tätig. Was bewog Sie dazu, als Orchestermusiker zu komponieren?
Oliver Gruhn: Musik zu erfinden hat mich schon immer interessiert. Das beschäftigt mich schon seit meiner frühesten Jugend und unterliegt einem gewissen Selbstverständnis. Der Kreis schloss sich schon bei meinem Musikstudium, wo ich parallel Posaune und Komposition studiert habe. Allerdings ist Komponieren recht unabhängig vom Beruf des Orchestermusikers, hat aber den großen Vorteil, dass man im Orchester in der Regel nur die Musik spielt und hört, die sich auf Grund ihrer Qualität durch die Jahrhunderte durchgesetzt hat. Das birgt enormes Lernpotential, vor allem der Frage auf den Grund zu gehen, was rein kompositorisch ein Orchester im Innersten zusammenhält.
Wie würden Sie Ihren Kompositionsstil beschreiben? Gibt es spezielle Einflüsse, die für Sie wichtig sind? Haben Sie spezielle Vorbilder?
Meinen Stil würde ich auf jeden Fall als zeitgenössisch bezeichnen, ohne die Tradition zu vergessen und mit einer starken Ausprägung von Melodik und Harmonie.
Mich hat besonders die deutsche Linie der Musikkultur geprägt. Ein paar Komponisten zu nennen, würde denen nicht gerecht werden, die ich hier weglassen müsste. Sehr wichtig sind für mich der verborgene Schalk Bachs, die Leichtigkeit Mozarts und der Melodien- und Einfallsreichtum bei Richard Strauss, und natürlich dessen Instrumentationskünste, die sich ja auch noch weiter entwickeln lassen. Nicht zu vergessen Brahms, Mendelssohn Bartholdy, Schumann, Schubert, die auch allesamt großartige Liedkomponisten sind.
Sie haben viele Orchesterlieder komponiert. Wie kam es dazu? Ist das Orchesterlied Ihre bevorzugte Werkgattung?
Das Orchesterlied ist in der Tat meine bevorzugte Gattung. Lied und Singen haben mich schon immer interessiert. Ich glaube auch, dass Singen ein dem Menschen innewohnendes Bedürfnis ist. Sehr zeitig kam ich in den Sog der Orchesterlieder von Strauss, Mahler, Duparc, Berg, Braunfels, Sommer, Massenet, die Liste wäre noch lang. Diese unterschätze Gattung birgt unerwartet viel Potential.
Das Orchesterlied birgt den Vorteil eine in sich geschlossene Form zu sein, es ist wie eine kleine Szene einer Oper, für die es allerdings in der Regel keines weiteren Kontextes bedarf. Man kann den Himmel für ein paar Minuten öffnen und wieder schließen.
Um welche Themen geht es Ihnen bei Ihrem Liedzyklus Sommerliebe? Wie kam es zur Auswahl der Gedichte?
In der Sommerliebe geht es sowohl um den Sommer, als auch um die Liebe und die Liebe zum Sommer. Es ist eine musikalische Feier dieser Dinge. Als für meine Orchesterlieder zu deren Entstehungszeit bevorzugter Dichter bietet Hermann Hesse in seiner Lyrik zu diesen Themen einiges an. Die Gedichte fügten sich fast von allein zu einer dramaturgischen Linie. Die Zeilen von Ricarda Huch haben das Bild nur noch abgerundet.
In den Gedichten Hesses von 1933 lässt sich durchaus ein Gefühl der Unsicherheit und der dunklen Vorahnungen gegenüber einer im Umbruch stehenden Welt spüren und ein Versuch, mit Hoffnung und Bildern von Frieden und Schönheit dagegen zu halten. Haben Sie dabei spezielle kompositorische Mittel benutzt, um das musikalisch auszudrücken?
Der arkadische Gedanke ist ja nichts Ungewöhnliches. Seit Jahrhunderten streben die Menschen in der Kunst nach diesem Mythos. In meiner Musik geht das mit dem Finden eines gemeinsamen Klanges von Stimme und Orchester einher, dem man sich beim Hören beugen kann und der es schafft, dieses Ideal zu transportieren. Das funktioniert aus meiner Sicht gerade beim Lied am besten mit einer Melodie und mit warmen, einladenden Klängen des Orchesters. Die Kunst hat meiner Meinung nach auch die Aufgabe, den Blick für das kostbare Schöne zu schärfen. Das wird aktuell gern vergessen.
Welches Gefühl begleitet Sie, wenn mit Ihrem Orchester eigene Werke aufgeführt werden?
Es ist schon ein besonderer Moment, die eigene Musik mit dem Orchester zu hören, in dem ich selbst weit über 30 Jahre arbeite. Da ich die meisten Kollegen sehr lange kenne, hat das Musizieren hier einen durchaus persönlichen Charakter.

Foto: Álfheiður Erla Guðmundsdóttir
Besetzung
Leitung
Daniel Geiss
Sopran
Diana Schnürpel
Norddeutsche Philharmonie Rostock