Wertebasierter Verhaltenskodex

(Fassung vom 21. März 2022)
Wir, das Volkstheater Rostock, geben grundlegende künstlerische Impulse in eine sich stets wandelnde Gesellschaft und sind daher nicht nur Bewahrer der künstlerischen Freiheit, sondern auch Katalysator gesellschaftlicher Weiterentwicklung. Aus diesem Verständnis heraus vertreten wir einen wertebasierten Verhaltenskodex, der ein freiheitliches und respektvolles Miteinander in unserem Theater fördern und stärken soll.

Als Theater und Orchester haben wir gemeinsame gesellschaftliche Werte. Dazu zählen der Schutz der Menschenwürde, die Wahrung persönlicher Integrität und gegenseitigen Respekts, die Anerkennung von gesellschaftlicher Diversität sowie die Umsetzung von Geschlechtergerechtigkeit und Chancengleichheit. Wir stellen uns der Herausforderung, diese gemeinsamen Werte in unserem Haus abzubilden und auch zu leben. Innerbetrieblich zeigen wir einander Respekt und Wertschätzung. Wir sorgen für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit und ein soziales Miteinander mit dem Willen, Konflikte offen anzusprechen und zu lösen. Wir bemühen uns um klare und vertrauensvolle Kommunikation auf allen Ebenen dieses Hauses. Als Arbeitgeber und Betriebsrat stehen wir in der Pflicht, unsere festangestellten und freiberuflichen Mitarbeiter:innen und Arbeitspartner:innen aktiv vor jeder Form von Diskriminierung, sexuellen Übergriffen, Machtmissbrauch, Mobbing und herabwürdigendem Verhalten zu schützen. Wir sehen es als unsere Aufgabe an, zusammen mit unseren Mitarbeiter:innen und Arbeitspartner:innen und diesem wertebasierten Verhaltenskodex für ein diskriminierungs- und angstfreies Arbeitsklima zu arbeiten.

Die Etablierung unseres wertebasierten Verhaltenskodexes verlangt uns gewissenhaften Umgang mit unserer Verantwortung, Unvoreingenommenheit, Selbstreflexions- und Kommunikationsfähigkeit, Empathie und Courage ab.

Begriffsbestimmungen:

Machtmissbrauch
Machtmissbrauch ist destruktiver Umgang mit Macht und liegt i.d.S. vor, wenn mit übertragener Verantwortung nicht gewissenhaft umgegangen wird.
Wer Verantwortung zu tragen hat, soll sich in seinem Handeln gegenüber seinem ethischen Korrektor rechenschaftspflichtig fühlen.

Diskriminierung
Diskriminierung liegt vor, wenn eine Person aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Geschlechtsidentität oder ihres Geschlechtsausdrucks, wegen einer physischen oder psychischen Behinderung, aus rassistischen Gründen, aufgrund äußerer und/oder (vermeintlich) kultureller Merkmale, des Namens, der Herkunft, der Nationalität, der Religion oder Weltanschauung, wegen der sozialen Herkunft, des Alters, des Körpers, aufgrund der sexuellen Orientierung oder Identität, wegen einer politischen Überzeugung oder gewerkschaftlichen Betätigung benachteiligt, abgewertet oder herabgewürdigt wird.
Diskriminierendes Verhalten kann in mündlicher oder schriftlicher Form oder sonstigen Handlungen stattfinden.

Mobbing
Mobbing liegt vor, wenn Betroffene von Kolleg:innen bzw. Arbeitspartner:innen oder Vorgesetzten angefeindet, schikaniert oder diskriminiert werden. Betroffene befinden sich in einer unterlegenen Täter-Opfer-Beziehung, die feindseligen Handlungen werden über einen längeren Zeitraum hinweg und systematisch vorgenommen. Die feindseligen Handlungen sind rechtswidrig, d.h., es gibt für diese Handlungen keinen rechtlich zulässigen Grund (LAG Thüringen).

Sexuelle Belästigung
Sexuelle Belästigung liegt laut Allgemeinem Gleichbehandlungsgesetz vor, wenn ein sexuell bestimmtes Verhalten unerwünscht und einseitig ist. Sie findet verbal, non-verbal und körperlich, offline und online statt. Belästigung kann sich gegen jede Person richten, besonders oft jedoch gegen Angehörige marginalisierter Gruppen.

Es ist daher untersagt, die persönliche Sphäre anderer zu überschreiten, unter anderem durch:
  • nicht einvernehmliche körperliche Berührungen
  • anzügliche und sexualisierte Bemerkungen, Witze und Gesten
  • abfällige Bemerkungen über den Körper, die Sexualität oder die sexuelle Orientierung
  • Verlangen nach sexueller Aufmerksamkeit
  • das Versprechen von Vorteilen für sexuelle Zugeständnisse bzw. die direkte/indirekte Drohung mit Nachteilen für die Ablehnung von sexuellen Gefälligkeiten
  • das Zeigen und Verbreiten von Pornografie
  • das (auch versuchsweise) Erzwingen sexueller Handlungen mittels Gewalt oder Androhung von Gewalt

Rassismus
Rassismus liegt vor, wenn Menschen wegen ihrer Sprache, Hautfarbe, äußerer Erscheinung und/oder ihrer vermeintlichen bzw. zugeschriebenen ethnischen, nationalen, religiösen Herkunft oder Zugehörigkeit eine Unterscheidung, Ungleichbehandlung, Ausschlüsse, Beschränkungen, abwertende Äußerungen oder physische und psychische Gewalt erfahren und/oder diese Ungleichbehandlung zum Ziel oder zur Folge hat, dass Menschen herabgesetzt und stigmatisiert werden.


Um die Werte eines Miteinanders im Alltag eines künstlerischen Umfeldes wirken zu lassen, bekennen wir uns zu folgenden Verhaltensregeln:

  • Ich verhalte mich anderen gegenüber rechtskonform und respektvoll. Das gilt auch für den künstlerischen Arbeitsprozess.
  • Ich trenne zwischen dem, was innerhalb und außerhalb der künstlerischen Arbeit erlaubt ist und missbrauche die Freiräume der Kunst nicht.
  • Ich verhalte mich respektvoll, unabhängig von Geschlecht, physischen oder psychischen Behinderungen, äußeren und/oder (vermeintlich) kulturellen Merkmalen, des Namens, der Herkunft, der Nationalität, der Religion oder Weltanschauung, des Alters, der sozialen Herkunft, der sexuellen Orientierung oder Identität.
  • Ich bin mir bewusst, dass mein Verhalten bei meinem Gegenüber eine andere Wirkung erzielen kann als beabsichtigt. Daher kommuniziere ich eindeutig, klar und transparent.
  • Ich verhalte mich empathisch, selbstkritisch und gesprächsbereit.
  • Ich unterlasse jede körperliche, sprachliche oder gestische Form von: Machtmissbrauch / Diskriminierung / sexueller Belästigung / Mobbing / Rassismus.
  • Ich schreite ein, wenn ich Zeug:in von Diskriminierung, sexueller Belästigung, Mobbing, Rassismus sowie Übergriffen, Machtmissbrauch und situationsunangemessenem Verhalten jeglicher Art werde und spreche dies direkt an.
  • Ich gehe gewissenhaft mit der mir übertragenden Verantwortung um.
  • Ich spreche Konflikte offen an und bemühe mich, sie fair zu lösen.

Das Überwinden von sexueller Belästigung, Machtmissbrauch, Mobbing und jeglicher Form von Diskriminierung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Kulturwandel ist längst im Gange, die Werte eines Miteinanders werden reflektiert und neu justiert.
Als Theater und Orchester sorgen wir dafür, das Bewusstsein für die Werte eines Miteinanders sowie das Bewusstsein für Machtmissbrauch und Diskriminierung in jeglicher Form zu schärfen. Wir haben die Aufgabe, mit Empathie, Selbstkritik und Gesprächsbereitschaft eine Kommunikation zu etablieren, in der sich die Kommunikationspartner:innen einander unabhängig von ihrer Position im Machtgefüge gegenüberstehen. Wir verpflichten uns, unsere eigene Handlungs- und Haltungspraxis stetig zu reflektieren.

Sollten Sie von einem Verstoß gegen unseren wertebasierten Verhaltenskodex betroffen sein oder einen Verstoß beobachten, ermutigen Arbeitgeber und Betriebsrat Sie, sich an die betriebsinterne AGG-Beschwerdestelle oder ggf. an Abteilungsleiter:innen zu wenden.
Außer an die betriebliche Beschwerdestelle bzw. Abteilungsleiter:innen, die eine Meldepflicht haben, können Sie sich auch an den Betriebsrat als Interessenvertretung oder an eine Vertrauensperson wenden. Der Deutsche Bühnenverein unterstützt seine Theater und Orchester durch unterstützende Maßnahmen und Handlungshilfen. Darunter fallen beispielsweise externe Vertrauensstellen wie der bereits existierende Themis e.V. gegen sexuelle Belästigung und Gewalt. Betroffene, feste und auch freie Mitarbeiter:innen, können sich an diese Vertrauensstelle wenden. Der Themis e.V. gibt aber nicht nur Betroffenen Hilfestellungen, sondern auch Zeug:innen. Mit dem Flyer „Aktiv gegen Gewalt“ hat der Themis e.V. einen „Notfallkoffer“ für Zeug:innen herausgegeben.

Zur Umsetzung des wertebasierten Verhaltenskodex bedarf es eines ganzheitlichen Werkzeugkastens, der in sich innerbetriebliche Vereinbarungen, Schlüsselkompetenzen und Fortbildungsangebote aufnimmt. Unter diesem Aspekt begleiten wir als Theater und Orchester aktiv die Entwicklung des vom Deutschen Bühnenverein initiierten Werkzeugkastens zur Umsetzung des wertebasierten Verhaltenskodex.

Values-Based Code of Conduct

(Version of 21 March 2022)
We, the Volkstheater Rostock, give fundamental artistic impulses to an ever-changing society and are therefore not only custodians of artistic freedom, but also catalysts of further social development. Based on this understanding, we represent a values-based code of conduct that is intended to promote and strengthen a liberal and respectful coexistence in our theatre.

As a theatre and orchestra we share common social values. These include the protection of human dignity, the preservation of personal integrity and mutual respect, the recognition of social diversity and the implementation of gender equality and equal opportunities. We are taking on the challenge of reflecting and living these common values within our organisation. Internally, we show respect and appreciation for each other. We ensure cooperation in a spirit of partnership and social interaction with the will to openly address and resolve conflicts. We strive for clear and trustworthy communication at all levels of this organisation. As an employer and works council we have a duty to actively protect our permanent and freelance employees and work partners from all forms of discrimination, sexual assault, abuse of power, bullying and derogatory behaviour. We see it as our duty to work together with our employees and work partners and this values-based code of conduct to create a working environment free of discrimination and fear.

The establishment of our values-based code of conduct requires us to be conscientious about our responsibilities, impartial, self-reflective, communicative, empathetic and courageous.

Definitions:

Abuse of power
Abuse of power is the destructive use of power and is usually present when responsibility is not handled conscientiously.
Those who bear responsibility should feel accountable in their actions to their ethical corrector.

Discrimination
Discrimination occurs when a person is disadvantaged, devalued or degraded because of their gender, gender identity or gender expression, because of a physical or mental disability, for racist reasons, because of external and/or (alleged) cultural characteristics, name, origin, nationality, religion or belief, because of social origin, age, body, because of sexual orientation or identity, because of a political conviction or trade union activity.
Discriminatory behaviour can take place in oral or written form or in other actions.

Bullying
Bullying occurs when those affected are attacked, harassed or discriminated against by colleagues, work partners or superiors. Victims are in an inferior perpetrator-victim relationship and the hostile acts are carried out systematically over a long period of time. The hostile acts are unlawful, i.e. there is no legally permissible reason for these acts (Labour Court of Thuringia).

Sexual harassment
According to the General Equal Treatment Act sexual harassment occurs when sexually determined behaviour is unwanted and one-sided. It can occur verbally, non-verbally and physically, offline and online. Harassment can be directed against any person, but especially often against members of marginalised groups.

It is therefore prohibited to transgress the personal space of others, among other things, by:
  • non-consensual physical touching
  • suggestive and sexualised remarks, jokes and gestures
  • derogatory remarks about the body, sexuality or sexual orientation
  • demanding sexual attention
  • the promise of benefits for sexual concessions or the direct/indirect threat of disadvantages for refusing sexual favours
  • the showing and distribution of pornography
  • forcing (even attempting) sexual acts by means of violence or the threat of violence

Racism
Racism occurs when people experience discrimination, unequal treatment, exclusions, restrictions, derogatory statements or physical and psychological violence because of their language, skin colour, external appearance and/or their perceived or ascribed ethnic, national, religious origin or affiliation and/or this unequal treatment has the aim or effect of degrading and stigmatising people.


In order to make the values of togetherness work in the everyday life of an artistic environment, we commit ourselves to the following code of conduct:
  • I will behave in a legally compliant and respectful manner towards others. This also applies to the artistic working process.
  • I will distinguish between what is allowed inside and outside of artistic work and will not abuse the free spaces of art.
  • I will behave respectfully, regardless of gender, physical or mental disabilities, external and/or (perceived) cultural characteristics, name, origin, nationality, religion or belief, age, social origin, sexual orientation or identity.
  • I am aware that my behaviour can have a different effect on my counterpart than intended. Therefore, I will communicate clearly, unambiguously and transparently.
  • I will behave empathetically, self-critically and am willing to engage in dialogue.
  • I will refrain from any physical, verbal or gestural form of: abuse of power / discrimination / sexual harassment / bullying / racism.
  • I shall intervene if I witness discrimination, sexual harassment, bullying, racism as well as assaults, abuse of power and inappropriate behaviour of any kind and will address this directly.
  • I shall deal conscientiously with the responsibility entrusted to me.
  • I will address conflicts openly and strive to resolve them fairly.

Overcoming sexual harassment, abuse of power, bullying and all forms of discrimination is a task for society as a whole. The cultural change has been underway for a long time, the values of togetherness are being reflected and readjusted.
As a theatre and orchestra, we make sure to raise awareness of the values of togetherness as well as awareness of abuse of power and discrimination in any form. We have the task of establishing communication with empathy, self-criticism and willingness to talk, in which the communication partners can face each other regardless of their position in the power structure. We are committed to constantly reflecting on our own actions and attitudes.

If you are affected by or observe a violation of our values-based code of conduct, the employer and the works council encourage you to contact the internal AGG (General Equal Treatment Act) complaints office or, if applicable, department heads.
In addition to the company complaints office or heads of department, who have a duty to report, you can also turn to the works council as the representation of interests or to a person of trust. The German Stage Association supports its theatres and orchestras through supportive measures and action aids. This includes, for example, external confidential bodies such as the already existing Themis e.V. against sexual harassment and violence. Affected persons, both permanent and freelance employees, can turn to this office. However, Themis e.V. not only offers help to those affected, but also to witnesses. With the leaflet “Aktiv gegen Gewalt” ("Active against violence") Themis e.V. has published an "emergency kit" for witnesses.

In order to implement the values-based code of conduct, a holistic toolbox is needed that includes internal agreements, key competences and further training programmes. With this in mind, we as a theatre and orchestra are actively supporting the development of the toolbox initiated by the German Stage Association for the implementation of the values-based code of conduct.